Eine negative Einstellung dem eigenen Erleben gegenüber kann körperliche Vorgänge in einer Weise verändern, die schädliche Auswirkungen haben kann. In der Regel möchten wir stressigen Gefühlen entkommen und probieren unterschiedliche Vermeidungsstrategien aus, die gesundheitsschädigend sein können, wenn diese auf Dauer angewendet werden, wie hoher Alkoholkonsum oder die Suche nach immer stärkeren Reizen und ständiger Ablenkung durch unterschiedliche Verhaltensweisen.

Es ist die Bedrohungsantwort auf stressige Situationen, die schwer aushaltbar sind. Der Körper gerät in einen Alarmzustand, weil wir Angst haben wenn wir gestresst sind. Dieser Alarmzustand erlaubt uns, uns zu verteidigen und Leben zu retten und ist erstmal evolutionsbiologisch gesund und überlebensnotwendig, z. B.: Wenn man aus einem brennenden Haus fliehen müsste. In vielen stressigen Alltagssituationen ist diese Stressreaktion jedoch ungesund und es wäre hilfreich, uns eine weitere, bewusste Antwort zu ermöglichen.

Stress kann auch als eine Herausforderungsantwort verstanden und bewertet werden. Sie verleiht Mut und stellt Energie bereit, um sich fokussieren zu können. Stress kann eine Wachstumsantwort sein, die längerfristig angelegt ist. Dabei sind Körper und Gehirn darauf ausgerichtet, aus einer stressigen Erfahrung zu lernen, um mehr Resilienz für kommende Stresssituationen aufzubauen. Wir können Mut entwickeln durch Stress zu wachsen und aktiv mitbestimmen, wie er uns verändern kann. Wir können bewusst an unserer Einstellung zu Stress arbeiten, indem wir uns fragen, „Was ist gerade der Sinn dieser Situation?“ oder auch „Was kann ich jetzt sinnvolles tun?“ anstatt „Warum passiert mir das?“.

Wir geben uns die Erlaubnis, auf Stress mit Bewusstheit und Klarheit zu antworten, anstatt im Autopiloten zu reagieren. Wir können auch erkennen, dass wir der Situation alleine nicht gewachsen sind, dass wir überfordert sind und können mit dieser Einsicht eine Entscheidung treffen, z. B. uns Hilfe zu holen oder eine stressige Situation mit jemandem zu teilen und um Rat fragen.

Durch die Suche nach Verbindung mit anderen, durch den zwischenmenschlichen Rückhalt den wir erleben können, schüttet der Körper den Stoff Oxytocin aus, der uns hilft, uns unterstützt zu fühlen und darin aktiv zu werden.

Wir können uns nach einer stressigen Situation fragen, was wir daraus gelernt haben und wie wir gerne in der nächsten „Gefahrensituation“ reagieren möchten. Was war uns daran wirklich wichtig? Welcher innere Wert war vielleicht in Gefahr?

Wie können wir die körperlichen Signale wie schwitzen und eine erhöhte Herzfrequenz für uns nutzen und einsetzen, um eine sinnvolle Stressantwort zu finden? 

Wir können uns in einer Stresssituation fragen, welchen Reaktionsteil wir am meisten brauchen – ist es eher fliehen, kämpfen, eingreifen, sich mit anderen verbinden und uns auf die Frage fokussieren, wie möchte ich jetzt am liebsten reagieren? Vielleicht gelingt es mit der Zeit immer besser, die Prozesse im Körper bewusst wahrzunehmen und diese einzusetzen, um uns selbst zu unterstützen.

Wir können immer weiter lernen, wie wir eine weise Entscheidung treffen können.